Schwammstadt-Prinzip in der Guntramsdorfer Straße.
Mödling ist einmal mehr Vorreiter im Kampf gegen die Klimakrise. Als
erste Gemeinde Niederösterreichs und als erst dritte österreichische
Gemeinde wird beim Umbau der Guntramsdorfer Straße im Sommer 2019 das Prinzip
Schwammstadt für die neugepflanzten Bäume verwendet.
Durch den Klimawandel verändern sich die Bedingungen in unserer
direkten Lebensumwelt. In den Städten wird es immer heißer und
unangenehmer. So zeigt ein Klimaszenario der ZAMG für Wien eine Zunahme
der Hitzetage in den kommenden Jahrzehnten auf das heutige Niveau von
Kairo. Die Hitzewellen hören dann oft mit Starkregen auf, der von den
Kanalanlagen nicht mehr aufgenommen werden kann.
Bürgermeister Hans Stefan Hintner (hockend), Vizebürgermeister
Gerhard Wannenmacher (2. Von links vorne) mit Daniel Zimmermann von der
3:0 Landschaftsarchitektur, Thomas Janisch, Johannes Pflaum (beide
Kosaplaner), Stadtgärtner Norbert Rauch, Robert Dovits, Harald Geissler
(beide Firma ABO) und Jürgen Sauerzopf (von links) auf der
Guntramsdorfer Straße vor der Neupflanzung.
Gleichzeitig wissen wir, dass Bäume in der Lage sind, bei genügend
verfügbarem Wasser im Untergrund, lokale Klimaeffekte abzupuffern. Wenn
man das Wasser im Untergrund sammelt, schaffen wir die Grundlage für
langfristig lebensfähige Bäume mit entsprechend großen Baumkronen und
höherer Standsicherheit. Wasser ist zu kostbar für den Kanal und unter
den Straßen ist genug Platz vorhanden, das Wasser zwischen zu speichern.
Dort werden faustgroße Steine eingebaut. In den so entstandenen
Hohlräumen kann dann das Wasser zurückgehalten und gespeichert werden.
Größere Wurzeln, besseres Wachstum
Zusätzlich können die Wurzeln der Bäume, die das Wasser heraussaugen und
dann verdunsten, hineinwachsen. Das hat auch für die Bäume einen großen
Vorteil, denn sie werden größer. Es ist eine einfache Rechnung: Je
größer die Wurzeln werden können, desto größer und fester werden auch
Stamm und Krone. Und keine städtisches Grün ohne lokales Wasser.
Und dieses System entspricht dem Prinzip der Schwammstadt (auch
Stockholmer System genannt). Das System wurde Ende der 1980er in
Osnabrück – auf Basis lokaler, alter Straßenbaumethoden – ausprobiert,
um Bäumen einen besseren Standort zu gewährleisten. Seit 2001 baut die
Stadt Stockholm ihr Straßensystem aus Gründen des lokalen
Hochwasserschutzes und der besseren Alterungsfähigkeit von Straßenbäumen
nur mehr so. Weitere skandinavische Städte folgten.
Seit ca. 4 Jahren forscht und forciert Stefan Schmidt von der HBLFA
für Gartenbau in Wien-Schönbrunn in Kooperation mit Daniel Zimmermann
von der ÖGLA-Akademie dieses Thema. Gemeinsam mit Erwin Murer von der
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW Petzenkirchen) wird an verschiedenen
Ansätzen für österreichische Beispiele geplant und geforscht. Aus dieser
erfolgreichen Kooperation heraus hat sich gemeinsam mit Charly Grimm
der Arbeitskreis Schwammstadt im Sommer 2018 entwickelt, der sich den
Austausch und die Etablierung dieser zukunftsweisenden Bauweise in
Österreich zum Ziel gesetzt hat.
Von dem System machten sich Bürgermeister Hans Stefan Hintner und
Vizebürgermeister Mag. Gerhard Wannenmacher machten sich vor Ort selbst
ein Bild von den Bauarbeiten.