Radbericht Mödling 2014

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Der Trend der vergangenen Jahre hat sich auch 2014 fortgesetzt: Radfahren wird in unserer Stadt immer wichtiger. Das sieht jeder, der mit offenen Augen in der Stadt unterwegs ist: der Anteil der RadfahrerInnen wird größer – und zwar zu jeder Jahreszeit.

Das ist gut so: RadfahrerInnen entlasten die Umwelt in vielfältiger Weise, tragen zu einem sozial verträglicheren Verkehrsaufkommen in der Stadt bei und leisten zudem auch einen Beitrag zur eigenen Gesundheit. Und nicht zuletzt musste noch nie jemand mit einem Fahrrad einen Parkplatz suchen…

Die Verkehrspolitik der Stadt kann und muss die Rahmenbedingungen schaffen, dass das Radfahren sicherer und attraktiver wird. In diesem Sinn konnten auch 2014 einige Vorhaben umgesetzt werden.

Die Radsaison 2014 begann am 4. April wie gewohnt mit dem Radopening am Schrannenplatz: Auch wenn im Winter immer mehr RadfahrerInnen auf den Straßen unterwegs sind, beginnt das Jahr für das Radfahren so wirklich erst mit dem Frühjahr.
Die Verantwortlichen der Stadt setzen mit dem jährlichen Radopening ein symbolisches, aber deutlich sichtbares Startsignal in die Radsaison und unterstreichen die Bedeutung des Radfahrens für die Verkehrspolitik der Stadt Mödling.

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Am Tag des Radopenings wurden auch die nextbike-Verleihstationen in Mödling für die neue Saison mit Rädern versorgt.

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Radfahren im Alltag, so auch zur Arbeitsstätte ist ein wichtiges Element einer fortschrittlichen Mobilitätspolitik. Das gilt natürlich auch für die Stadtgemeinde selbst.

Deshalb haben wir uns heuer entschlossen, eine besondere Initiative zu setzen und für MitarbeiterInnen der Stadt ein Radservice organisiert: am 8. Mai hat der Mödlinger Radmechaniker Robert Schreitl (seine Werkstätte ist in der Schillerstraße 83) Fahrräder im Hof des Gemeindeamts wieder einsatzbereit gemacht.

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An diesem einen Tag wurden an die 30 Räder für das Fahren ins Gemeinde-Büro fit gemacht.

Auch vor dem Sommer hat die Stadt in Kooperation mit dem lokalen Handel eine Kampagne für Sicherheit am Rad gestartet: mit sechs Stempeln auf einem Einkaufspass bekam man eine Sicherheitsbox, die neben viel Information auf eine Reihe von nützlichen Teilen enthielt, die besonders für die Sichtbarkeit von RadfahrerInnen in der Dunkelheit wichtig sind: Reflektoren in unterschiedlichen Ausführungen bis hin zu einer speziellen Fahrrad-Warnweste.

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Das größte Vorhaben zu Verbesserung der Bedingungen zum Radfahren konnte im Sommer umgesetzt werden: die Rad-Querung über den „Mödlinger Spitz“ – also die Verbindung zwischen der Maria-Theresien- und der Duursmagasse (und damit zur Bachradroute).

Diese Verbindung bringt eine deutliche Verbesserung in den Nord-Süd-Relationen, insbesondere in der Schöffelstadt. Während der Radweg entlang des Mödlingbachs eine mittlerweile sehr leistungsfähige West-Ost-Verbindung darstellt, die auch stark in Anspruch genommen wird, fehlt es an wichtigen Querrouten; östlich der Bahn gab es überhaupt keine vernünftige Verbindung. So war die – fällige – Sanierung der Maria-Theresiengasse *die* Gelegenheit, eine Lösung für die RadfahrerInnen zu schaffen, zumal es hier auch um eine wichtige Relation zu zwei großen Schulen geht: das BG Untere Bachgasse und die VBS/HAK.

Wie beim Schließen vieler Lücken im Radwegenetz war die Planung auch dieser Lösung sehr aufwändig und langwierig, galt es doch, einen Radweg über zwei sehr stark befahrene Straßen in einer ohnehin heiklen Kreuzungssituation zu führen. Letztlich konnte ein Weg gefunden werden. (Dank gebührt dafür auch unserem Verkehrsplaner, dem Büro PIRO, Dipl.- Ing. Norman Pigisch in Wr. Neudorf).

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So sah die Kreuzung bis zum Sommer 2014 aus.
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Und so fahren Radfahrerin und Radfahrer seit dem Sommer 2014 über den Mödlinger Spitz.

Das zweite große Vorhaben war zugleich ein Projekt der Stadtentwicklung und der Mobilitätspolitik: die Neugestaltung der oberen Badstraße entlang des Beethoven-Hauses.

Es handelt sich dabei um einen markanten Punkt des Stadtzentrums; quasi die Eingangstür in die innere City.

Das war der seit langem gewohnte Anblick auf die Ecke Badstraße / Hauptstraße:
ein Wirrwarr aus alten, unansehnlichen (und uneinheitlichen) Werbevitrinen auf einer Grünfläche mit einem verdeckten Baum, die von einen Steinmäuerl eingefasst wurde, in einer Form, wie man so etwas halt in den 60er-Jahren gemacht hat. Dahinter an der Wand des schönen Beethovenhauses ein Öffentliches WC, das einen Teil der Fassade verdeckt hat.

Zur Straße hin dann 4 Bushaltestellen mit uralten Bankerln und ein Retro-Kaugummiautomat.

Das alles weder schön, noch funktional.

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In einem Vorhaben wurden im vergangenen Jahr mehrere Ziele erreicht: die ganze Länge des Beethovenhauses wurde neu gestaltet, die Fassade wieder vollständig sichtbar gemacht (das WC zur Haltestelle für Touristen-Busse versetzt) und die Möblierung erneuert.

Die Bushaltestellen wurden zusammen gefasst: jetzt bleiben sämtliche Linien an einem Punkt stehen (man muss also nicht mehr nach der richtigen Haltestelle suchen). Diese Haltestelle hat mittlerweile auch digitale Fahrplananzeiger bekommen.

Die neue Gestaltung des Bereichs hat es nun möglich gemacht, Platz für einen Radweg zu schaffen: es gibt nun die Möglichkeit, komfortabel und sicher auf einem gesonderten Weg entlang des Beethovenhauses bis zur Bachbrücke zu fahren, und zwar in beide Richtungen. Damit ist ein weiterer heikler Lückenschluß gelungen: von der Klostergasse mit der Begegnungszone als West-Ost-Achse zur Mödlingbachroute, einer weiteren, überörtlichen West-Ost-Verbindung.

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Ich finde, dieses Projekt ist ein gutes Beispiel, wie die Verkehrsplanung in den vergangenen Jahren angelegt war: eingebettet in allgemeine städtbauliche Überlegungen die besten Lösungen in Sinn der nicht-motorisierten Mobilität zu finden.

Auch heuer wieder wurde eine Einbahn für das Befahren mit Fahrrädern gegen die Einbahnrichtung geöffnet: u.z. die Kärntner Gasse von der Südtiroler Siedlung zur Weißes Kreuz – Gasse, eine wichtige Alternative zum Befahren der verkehrsreichen Südtiroler Gasse.

Auch heuer stand das „street event“ am 20. September (vulgo “Autofreier Tag”) im Rahmen der Europäischen Mobilitätswoche wieder ganz im Zeichen der nicht-motorisierten Fortbewegung.

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Neben vielen Information, auch über Vorhaben der Stadt im Bereich des Verkehrs, Ständen der Radhändler, Radreparatur, Animation für Kinder mit originellen Fortbewegungsgeräten, einer Stadtrundfahrt mit dem FAXI, Musik und Bioschmankerln war Mödling an diesem Tag Bezirkszentrum der nachhaltigen Mobilität: auch 2014 kam wieder eine Radsternfahrt aus der Hinterbrühl nach Mödling.

Gegen Ende des Jahres wurden die ersten drei eBikes aus dem Förderungsprogramm der Modellregion ePendler NÖ an die RAIKA übergeben. Die Bank wird sie ihren KundInnen zur Verfügung stellen. Die Stadt freut sich, eine gute Initiative unterstützen zu können.

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Ein Ausdruck des rapid steigenden Interesses am Radfahren in der Stadt ist die Nutzung des Radverleihsystems nextbike: im Jahr 2014 wurden in Mödling 2,294 mal Räder ausgeliehen: das insgesamt ein Zuwachs von 26%! (Von 2012 uaf 2013 waren es +10%). Alleine die beiden Verleihstellen am Bahnhof wurden 1.155 mal genutzt. Mödling ist mit der Nutzung der nextbike-Leihräder hinter Krems und St. Pölten die Stadt mit der stärksten Nutzung. Auch diese Zahlen zeigen, dass das Fahrrad in Mödling immer stärker als innerstädtisches Verkehrsmittel gesehen und nachgefragt wird.

Natürlich kann wohl immer mehr gemacht werden – das gilt auch für das Radfahren.

Aber wenn man heute eine Resumée über die Jahre seit 2010 zieht, kann man sehen, dass wir viel weiter gebracht haben: es wurden Radwege errichtet, Lücken geschlossen, Abstellanlagen gebaut und insgesamt das Klima in unserer Stadt für das Radfahren verbessert.

Dass heute mehr Leute mit dem Rad unterwegs sind, als noch vor 5 Jahren, liegt wohl zum Teil auch am gestiegenen Umweltbewußtsein und daran, dass Radfahren heute einfach „in“ ist; aber – so hoffe ich als der in den vergangenen 5 Jahren politisch Zuständiger – liegt es auch daran, wie sich die Stadt den RadfahrerInnen gegenüber präsentiert: einladend und ermutigend!

Die Bilanz lässt sich rein zahlenmäßig – glaub´ ich – sehen: mit Jahresende 2014 ist das Netz an Radverkehrsanlagen in Mödling (Radwege, Mehrzweckstreifen, geöffnete Einbahnen) 18,7 km lang. Damit sind in diesen 5 Jahren rd. 5 km Radfahranlagen dazu gekommen – und darunter waren die schwierigsten Abschnitte.

Dennoch bleibt viel und dringend zu tun:
Größere Schwachstellen im Radwegenetz sind die Verbindung vom Freiheitsplatz / FuZo in Richtung Norden: die Verbindung über das Durchhaus der Fa. Mittermayer in Richtung Gschmeidlerpromenade ist absolut nicht ausreichend (und zudem am Abend geschlossen).

Aber auch eine Verbindung entlang des Spitals in Richtung Norden (Gabrielerstraße) wäre dringend erforderlich.

Darüber hinaus gilt es, die Radverbindungen entlang der Südbahn zwischen dem Bahnhof bis zur Guntramsdorfer Viaduktstraße zu schaffen: das wäre sowohl für den Alltags-, als auch für den Wochenendeverkehr von Bedeutung.

Als längerfristige Lösungen hoffe ich auf Fortschritte in der Suche nach einer Lösung für die sichere Durchfahrt unter dem Damm der Südbahn einerseits und im Bezirk auf eine realistische Variante für die Verbindung zwischen der Hinterbrühl und Gaaden bis Heiligenkreuz als ganz wichtige touristische Route.

Man sieht: es bleibt genug zu tun für eine radfahrgerechte Zukunft!

Hier geht es zum RADBERICHT 2013